Komplikationen und Folgeerkrankungen bei Masern

Besonders hervorzuheben ist, dass die Infektion auch mit dem Tod des Erkrankten enden kann. Grund für die Sterblichkeit ist jedoch nicht die Masern-Infektion selbst, sondern die dadurch (möglicherweise) entstehenden Folgekrankheiten beziehungsweise Spätfolgen:

Meist harmlose Komplikationen und Begleiterscheinungen: Circa acht Prozent der Erkrankten leiden an Durchfall, etwa sieben Prozent bekommen zusätzlich eine Mittelohrentzündung, ungefähr sechs Prozent bekommen eine Lungenentzündung.

Masernpneumonie: Dabei handelt es um Entzündung der kleinen Bronchien, die nur durch Röntgenaufnahmen diagnostiziert werden kann. Das Masernvirus schädigt hierbei das Epithel des respiratorischen Systems. Währenddessen kann ein Verlust von Flimmerhärchen beobachtet werden. Durch diese Schäden kann es zu sogenannten Superinfektionen kommen.

Meningoenzephalitis: Hierbei handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns und der umgebenden Hirnhäute. Obwohl diese Komplikation verhältnismäßig selten auftritt, darf sie keinesfalls unterschätzt werden. In 15 bis 20 Prozent aller Fälle geht die Meningoenzephalitis tödlich aus. Bei weiteren 20 bis 40 Prozent muss mit lebenslangen Hirnschäden gerechnet werden.

Subakute sklerosierende Panenzephalitis: Die subakute sklerosierende Panenzephalitis tritt ausschließlich als Spätfolge, jedoch nur sehr selten auf. Es handelt sich um eine generalisierte Entzündung des Gehirns, bei welcher es zu einer Nerven-Entmarkung kommt, welche wiederum unheilbare Schäden hervorruft, die immer tödlich enden. Diese Spätfolge kann wenige Monate bis zehn Jahre nach der Masern-Infektion auftreten. Offensichtlich ist, dass vor allem Kinder betroffen sind, die vor dem zweiten Lebensjahr mit Masern infiziert waren.

Masernkrupp: Ähnlich dem Pseudokrupp. Es kommt zu einer Kehlkopfentzündung und einer Schwellung der Schleimhäute. Infolgedessen können Heiserkeit und Atemnot auftreten.

Hornhautentzündung: Eine Entzündung der Hornhaut führt in vielen Fällen zu Erblindung. Vor allem die Entwicklungsländer sind betroffen.

Weitere mögliche Komplikationen: Wurmfortsatzentzündung, Nierenentzündung, Herzmuskelentzündung, Leberentzündung, Blutplättchenabfall.

Ein Mensch kann nur einmal an Masern erkranken

Weltweit gibt es nur einen Serotyp, mit insgesamt 23 bekannten Genotypen, des Masern-Virus. Dabei haben alle Genotypen dem Serotyp eines gleich. Ihre Hülle enthält die Oberflächenproteine Hämagglutinin und Matrixprotein. Beide Proteine sind dafür verantwortlich, dass das Virus vom Menschen aufgenommen wird. Sofern ein gesunder Mensch am Masern-Virus erkrankt, bildet das Immunsystem körpereigene Abwehrkräfte, sodass eine Immunität gegenüber allen Genotypen des Virus aufgebaut wird. Die Antikörper werden mit Beginn des typischen Masern-Hautausschlages gebildet. Das bedeutet, ein Mensch kann grundsätzlich nur einmal an Masern erkranken.

Ausnahmen bilden Personen mit einem geschwächten Abwehrsystem

Demgegenüber stehen allerdings immungeschwächte Personen. Hierbei gilt es jedoch, zwischen der zellulären und der humoralen Immunschwäche zu unterscheiden. Sofern eine zelluläre Immunschwäche vorliegt, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Masern-Infektion. In diesem Fall ist der Krankheitsverlauf weit schwerer als bei gesunden Menschen. Sowohl die typische Rachenrötung als auch der Hautausschlag kann bei diesen Personen fehlen, da es sich bei beiden Symptomen und eine Reaktion des Immunsystems handelt. Da der Aufbau der notwendigen Antikörper jedoch mit beiden Symptomen, insbesondere dem Ausschlag, eng in Verbindung steht, können Betroffene mit zellulärer Immunschwäche oft keine eigenen Abwehrkräfte aufbauen. Aus diesem Grund sind Zweitinfektionen mit dem Masern-Virus nicht auszuschließen.

Ferner besteht die Möglichkeit, eine künstliche Immunität durch einen entsprechenden Impfstoff aufzubauen. Die Impfungen werden zwischen dem vollendeten 11. und 14. Lebensmonat sowie zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat verabreicht. Eine vorzeitige Impfung ist möglich, sofern das Kind in eine Gemeinschaftseinrichtung, etwa der Krippe, aufgenommen werden soll, nicht jedoch vor dem vollendeten neunten Lebensmonat. Grund dafür ist der sogenannte „Nestschutz“ der Säuglinge. Babys bis zum 8. Lebensmonat sind im Normalfall durch die Antikörper der Mutter geschützt.

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Masern bei Erwachsenen

Obwohl es sich bei den Masern um eine typische Volkskrankheit handelt, können auch Erwachsene mit dem Virus infiziert werden. Ein Beispiel aus April 2013 zeigt, wie schnell eine solche Infektion zur Epidemie werden kann. Alleine in Berlin waren innerhalb kürzester Zeit mehr als 100 Personen betroffen, von denen mehr als die Hälfte über 18 Jahre alt war. Mehr als 30 Prozent der Erwachsenen mussten stationär behandelt werden. Ursprung des Ausbruchs war eine Fruchtmesse im Februar. Das Gefährliche daran ist, dass Erwachsene die Infektion oft als Erkältung abtun.

Wenn Erwachsene sich mit Masern infizieren, ist davon auszugehen, dass der Krankheitsverlauf deutlich schwerer ausfällt als bei Kindern. Grundsätzlich gilt: Je älter der Betroffene ist, desto schlimmer die Krankheit. Ferner müssen Erwachsene wesentlich häufiger mit Komplikationen bei einer Masern-Infektion rechnen. Voranging ist mit Hirnhautentzündungen und Lungenentzündungen zu rechnen.

Impfschutz auch für Erwachsene

Dabei haben Erwachsene ebenso wie Kinder die Möglichkeit, sich gegen die Masern impfen zu lassen. Da jedoch nahezu jeder in diesem Alter schon einmal an Masern erkrankt ist, gehen die meisten Erwachsenen davon aus, selbst schon einmal erkrankt gewesen zu sein und somit eine Immunität aufgebaut zu haben. Andere sind sich dahingegen nicht sicher, ob ein Impfschutz besteht. Das Robert-Koch-Institut rät allen Erwachsenen, die sich nicht sicher sind, ob die Masern bereits durchgestanden wurden oder ein Impfschutz vorhanden ist, eine entsprechende Immunisierung vorzunehmen.

Ferner trägt die Impfmüdigkeit vieler Eltern dazu bei, dass sich zunehmend mehr Erwachsene mit den Masern infizieren. Da viele Kinder nicht ausreichend, meist nur einmal, gegen die Masern geimpft wurden, besteht die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung. Daraus folgend stecken sich häufig auch die Eltern an, welche das Virus wiederum weitergeben.

Masern in der Schwangerschaft

Schwangerschaftstest_positivWeltweit wird häufig davon ausgegangen, dass Masern-Infektionen während einer Schwangerschaft, aufgrund einer Immunität der Mutter, selten vorkommen. Dennoch zeigt sich, dass auch während dieser Zeit Infektionen auftreten. Allerdings ist eine Erkrankung in diesem Zusammenhang nicht ganz so problematisch, wie es zum Beispiel bei den Röteln wäre. Dennoch gilt, dass die Plazenta während der Schwangerschaft vom Masern-Virus befallen sein kann. Hierüber könnte auch das Kind infiziert werden. Infolgedessen kann es zu Fehl- und Totgeburten, sowie zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate der Säuglinge, im Vergleich zu gesunden Kindern, kommen.

Bei Schwangeren entstehen häufig zu Komplikationen

Werdende Mütter, die mit Masern infiziert sind, haben grundsätzlich mit einem geschwächten Immunsystem zu kämpfen. Der Körper kann die Erkrankung nicht so verarbeiten, wie der von anderen Betroffenen. Dadurch kommt es weit häufiger zu Komplikationen, welche die Mutter betreffen, wie z. B. Lungenentzündungen, Herzmuskelentzündungen oder Hirnhautentzündungen.

Impfung für Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch

Blut abnehmenÜber einen Bluttest können werdende Mütter nachvollziehen, ob eine Immunität gegen Masern vorliegt. Sollte der Test ergeben, dass kein Schutz besteht, empfiehlt sich eine entsprechende Impfung. Im Idealfall sollte die Masern-Impfung drei Monate vor Beginn der Schwangerschaft erfolgen. Sollte die Schwangerschaft bereits bestehen, wird von Impfungen abgeraten. Insbesondere da es sich bei der Masern-Impfung um eine Lebendimpfung handelt, die durch das geschwächte Immunsystem der werdenden Mutter eine Gefahr für sie selbst und das Ungeborene darstellt. Sollten Schwangere ohne Immunschutz mit Erkrankten in Kontakt kommen, empfiehlt sich die sofortige Gabe eines Passivimpfstoffes, welcher die Erreger bekämpft.

Erhöhte Sterblichkeitsrate durch Masern

Eine Infektion mit Masern wird weitestgehend unterschätzt. Viele Eltern vertrauen sogar darauf, dass eine bewusste und kontrollierte Herbeiführung der Erkrankung das beste Mittel zur Immunisierung darstellt. Die möglichen Konsequenzen werden dabei vollkommen vernachlässigt. Ärzte und Wissenschaftler weisen jedoch immer wieder darauf hin, dass eine Masern-Erkrankung Komplikationen und Gefahren im besonderen Umfang mit sich bringen kann. Nicht grundlos sind beispielsweise sogenannte „Masernpartys“ in Deutschland verboten.

Zudem wird in den Entwicklungsländern von einer 25-prozentigen Sterblichkeitsrate geredet. Das Robert-Koch-Institut gibt die Häufigkeit der Sterblichkeit innerhalb Deutschlands aufgrund von Masern-Infektionen mit einer Quote von 1:10.000 bis 1:20.000 an. Innerhalb der USA beträgt die Sterblichkeitsrate dahingegen 1:500 bis 1:1000. Noch gravierender sieht es das Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten der EU. Laut diesem gehen 3:1000 Fälle tödlich aus.

 

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